Bedrohung durch den „Leuchtenden Pfad“

Auf zwei ehemaligen Haciendas im Alto Chicamatal bestanden seit Jahren Konflikte zwischen deren Verwaltung und den Campesinos, den peruanischen Landarbeitern. So gerieten Sie Ende 1983 in den Sog terroristischer Aktivitäten des Sendero Luminoso (Leuchtender Pfad). Im Januar 1984 tauchte ein Drohbrief dieser Guerillagruppe auf. Aus heutiger Sicht können wir sagen, er war zwar in seiner Urform sicher echt, wurde aber ergänzend gefälscht, in dem unter anderen Autoritäten von Coina auch der Direktor des Hospital Andino bedroht wurde. Dr. Steiner ließ auf Anraten der Schweizerischen und Deutschen Botschaft das Hospital räumen und evakuieren. War damit das Ende des Andenhospitals erreicht und gar unsere Hilfe seit Ende 1981 umsonst gewesen? Nein! Denn jetzt zeigte sich die durch die mehr als 18-jährige Arbeit Dr. Kaufmanns und Dr. Steiners bedingte tiefe Verwurzelung des Hospitals in der Region. Die Fundaciòn Oswaldo Kaufmann konnte mit privater und staatlicher Unterstützung spontan und innerhalb weniger Tage einen Notbetrieb organisieren, der die Behandlung von Notfällen und vor allem auch den Schutz der Einrichtung sicherstellte.

Der junge Schweizer Arzt Dr. Daniel Koch aus der Crew Dr. Steiners erklärte sich bereit, übergangsweise den Hospitalbetrieb reduziert fortzuführen.
Noch im gleichen Jahr wurde die Forderung der Betroffenen im Alto Chicamatal immer lauter und stärker, das Hospital wieder voll zu betreiben. So richteten mehr als 300 Bewohner des Tals eine entsprechende Petition unter anderem an den Lions Club Frankfurt-Rhein-Main. Diese Petition sprach dafür, dass keine konkrete Gefahr für das Hospital und sein Personal bestand. Die aktuelle ökonomische Situation des Alto Chicamatals erforderte Hilfe, und zwar nötiger denn je.

Peru zählte zu den am höchsten verschuldeten Ländern Lateinamerikas. Bei einer Inflationsrate von über 250% pro Jahr und einer annähernd 70%igen Arbeitslosigkeit oder Unterbeschäftigung litten vor allem die Bewohner der ländlichen Gebiete unter diesen schlechten Verhältnissen.

Im Oktober 1984 konnte durch den deutschen Repräsentanten der Fundaciòn, Herrn Engelbert van de Loo, eine 5 Jahres Rahmenplanung für das Hospital Andino fertig gestellt werden. Sie stand unter dem Leitgedanken einer grundbedarfsorientierten Entwicklung der Gesundheitsversorgung im Alto Chicamatal.

So kamen Mitte April 1985 zunächst Dr. med. Victor Avalos als Allgemeinmediziner ins Hospital. Er war ein in Puno geborener Indio, der in Spanien studiert und in Deutschland gearbeitet hatte. Anfang Juni 1985 folgte Dr. Michael Hora, Chirurg und Gynäkologe aus der Nähe von München, mit seiner Frau Resi, die die Verwaltung des Hospitals übernahm. Im Oktober 1985 vervollständigte dann Dr. Martin Kade, Kinderarzt aus Nordhorn, das Team.

Alle wurden von der Bevölkerung herzlich aufgenommen und man versicherte, dass für das Hospital und Personal, unter Beachtung strikter Neutralität, keine Gefahr von Seiten des Sendero Luminoso (Leuchtender Pfad) oder der staatlichen Sicherheitskräfte besteht.

Anlässlich des Empfanges für IPIP Jimmy Coffi im Römer am 18. Oktober 1994 konnte der LC Frankfurt-Rhein-Main über sein Projekt in Peru berichten und mit Stolz einen gerade an den Förderkreis Hospital Andino, Peru e. V. übergebenen Mercedes Benz 290 GD präsentieren.